Mirza Bilen – zum Tag des politischen Gefangenen / März 2023

Zum Tag des politischen Gefangenen lässt der kurdische Aktivist Mirza Bilen heute zum zweiten Mal aus seiner Zelle ein Grußwort ausrichten und bedankt sich für diese Gelegenheit. Er geht zunächst auf die Tragödien ein, die die Kurd:innen in den letzten Monaten erlebt haben:

Mirza Bilen

Mirza Bilen

Der faschistische türkische Staat hat während des ganzen letzten Jahres das freie Rojava und die Selbstverteidigungskräfte in den Bergen angegriffen – auch mit Chemiewaffen, die von der Weltgemeinschaft geächtet sind. Doch alle Augen sind auf die Ukraine gerichtet und niemanden interessieren die Kriegsverbrechen des türkischen NATO-Partners.

Im Dezember dann folgte das Entsetzen über das Attentat in Paris. Zehn Jahre nach der Ermordung von Sara, Rojbîn und Ronahî wurden Evîn Goyî, Mîr Perwer und Abdurrahman Kızıl heimtückisch erschossen. Schnell hieß es wieder einmal: ein Einzeltäter. Man kennt das, wenn die Mittäterschaft rechter Netzwerke oder Geheimdienste vertuscht werden soll.
Nur kurze Zeit später holte der deutsche Staat zum nächsten Schlag gegen die Freiheitsbewegung aus. Wieder gab es Razzien in Nürnberg und ein Freund wurde verhaftet.

Als sei dies alles nicht genug, wütete am 6. Februar dann das verheerende Erdbeben – vor allem in den kurdischen Gebieten in der Türkei und Syriens.

Mirza schildert, wie er in seiner Zelle Tage der Trauer und des Schmerzes verbrachte. Dazu gesellte sich die Wut über das verbrecherische Regime, das die Naturkatastrophe nutzte für die Fortsetzung des Völkermords an den Kurd:innen. Wo er konnte, behinderte der Staat die Strukturen der Selbstverwaltung. Kurd:innen wissen, dass sie von diesem korrupten Staat keine Hilfe erwarten können. Wieder hat sich gezeigt, dass nur auf die organisierten Kräfte der Gesellschaft Verlass ist. Mit dem Schlachtruf „Dayanışma yaşatır!“ – also „Solidarität ist Leben!“ – leistet der Kurdische Rote Halbmond Heyva Sor trotz massiver staatlicher Repression großartige Hilfe. Wie die gesamte kurdische Community ruft Mirza dazu auf, großzügig an diese heldenhaften Retter zu spenden, die gewährleisten, dass die Gelder nicht in staatlichen Organisationen versickern.

Zu seiner persönlichen Situation teilt Mirza Folgendes mit: Letzten November endete sein Prozess. Er wurde zu drei Jahren verurteilt und befindet sich mittlerweile im Gefängnis in Bayreuth. Gegen das Urteil wird Revision eingelegt. Mirza bedankt sich bei den vielen, die seinen Prozess begleitet und mit Kundgebungen auf die skandalöse Kriminalisierung der Freiheitsbewegung aufmerksam gemacht haben. Auch die vielen Karten, die ihm Freund:innen geschrieben haben, waren ein wichtiges Zeichen von Solidarität, das ihm Moral gegeben hat.

Mirza merkt noch an, dass er nach wie vor die Zeitung „Yeni Özgür Politika“ nicht bekommt. Erlaubt ist nur türkische Propaganda. Er vermutet, sie wollen ihn abschneiden von allen Nachrichten über sein Volk. Durch die Zeitung bekäme er Moral und er würde sie an andere Gefangenen weitergeben. Dazu kommentiert er, man brauche keine Zeitung, um anderen vom Freiheitskampf zu erzählen. Ja, man brauche nicht einmal zu reden. Darüber hinaus erwähnt er das Problem mit den Briefen, die natürlich alle gelesen werden und auch immer wieder zurückgehalten oder verzögert werden.
Zum Schluss fügt er noch an, er wisse, dass draußen, auf den Bergen, in den Ebenen, in den Dörfern und Metropolen der Kampf für ein freies Leben weitergeht. Das gebe ihm Moral. Und er wiederholt, was er schon letztes Jahr gesagt hat: Nach der Dunkelheit kommt das Licht. Gebt niemals die Hoffnung auf ein freies Leben auf!

Er wünscht allen Erfolg bei den verschiedenen Kämpfen und hofft, euch in freien und schönen Tagen wieder zu sehen…

Und mit diesen Parolen verabschiedet sich Mirza:

Es lebe der Freiheitskampf des kurdischen Volkes!
Bijî berxwedana gerîla! – Es lebe der Widerstand der Guerilla!
Es lebe der internationalistische Widerstand!

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